Die Kennzeichen spirituellen Fortschritts - Teil 5
von Swami Veda Bharati
Ich gratuliere jenen von euch, die deutlich Fortschritte in Bezug auf die Ruhe des Körpers und die Ausrichtung des Geistes gemacht haben. Einige haben mit der Gewohnheit des Körpers gerungen, sich bewegen zu wollen, und sie haben - zu einem gewissen Grad - gelernt, diese Tendenz zur Bewegung durch Entspannung zu beenden. 'Bis zu einem gewissen Grad', denn hätte ich 'perfekt' gesagt, so wärst du ein Buddha, was sicherlich nicht der Fall ist. Doch ihr habt euch mit den emotionalen Problemen auseinandergesetzt und in einem gewissen Umfang gelernt, damit umzugehen, damit sie das Fließen des Geistes in einem einheitlichen Strom nicht stören. Dies sind eindeutige Anzeichen eines Fortschritts.
Unzufriedenheit
Es ist wie bei einer Person, die nach Reichtum strebt. Welches Maß an Wohlstand er oder sie bereits hat, es ist niemals zufriedenstellend. Wer gar nichts hat will hundert, wer hundert hat will tausend, wer tausend hat will hunderttausend, wer hunderttausend hat will die Welt beherrschen. Wer die Welt beherrscht will Brahma werden, die über das gesamte Universum herrschende Gottheit - und so weiter. Unsere Wünsche kennen kein Ende. So ist es auch in der Meditation. Egal auf welcher Stufe (bhumi) wir stehen, wir sind nie zufrieden. Es fühlt sich an, als ob man nicht genügend Fortschritt gemacht hätte. Doch der Unterschied ist, dass das Streben nach äußerem Reichtum niemals die höchste Sehnsucht stillen kann.
Swami Rama pflegte zu sagen, 'Das weltliche Streben, die materielle Welt, verspricht Erfüllung, löst dieses Versprechen jedoch niemals ein'. Du erreichst also niemals einen Zustand dauerhafter Zufriedenheit.
Das Streben nach innerer Stille, nach Ausgeglichenheit, hat mit den Zielen der äußeren Welt einen Aspekt gemeinsam: auf welcher Stufe man sich auch immer befindet, man ist nicht zufrieden. Man sagt sich, 'Ich habe nichts erreicht', denn der Geist strebt weiterhin nach Göttlichkeit, nach nichts Geringerem als der Unendlichkeit selbst.
Unbegrenzter Reichtum, unbegrenzte Befriedigung seiner weltlichen Wünsche kann niemals erreicht werden. Das Streben danach ist nur eine Parodie, eine Verzerrung, eine Projektion, eine Reflektion in die falsche Richtung. Es entsteht aus der inneren Unzufriedenheit mit seinem spirituellen Zustand. Dies solltest du in Bezug auf deine Emotionen, deine sinnlichen Impulse, deine Wünsche nach Reichtum, Macht oder Erfolg wirklich verstehen. Diese nicht stillbaren Wünsche sind nichts als eine Parodie, eine Verzerrung, eine Projektion, eine Reflektion in die falsche Richtung, geboren aus innerer Unzufriedenheit, aus unerfüllter Göttlichkeit.
Göttliche Unzufriedenheit
In allen mystischen Traditionen wird Zufriedenheit bezüglich physischer Belange empfohlen. Hier kommt das niyama bezeichnet als samtosha - Zufriedenheit - herein. Doch göttliche Unzufriedenheit wird gefördert - das Nichtzufriedensein mit dem eigenen spirituellen Status, das Nichtzufriedensein mit dem, was man in der Meditation erreicht hat. Und so wird, welche Stufe der Meditation man auch immer erreicht hat, die göttliche Unzufriedenheit bleiben. Bleibt diese göttliche Unzufriedenheit bestehen, so weiß man, dass man Fortschritte macht.
Denn diejenigen, die mit ihrem spirituellen Status zufrieden sind, sind wieder in die Falle von ahamkara, in die Ego-Falle getappt. Sie denken, 'Ich bin ziemlich zufrieden mit meiner spirituellen Entwicklung. Ich bin nun bereit, die Welt zu lenken.'
Daher ist es ein Zeichen von Fortschritt, tief in sich unzufrieden zu sein mit dem, was man in Bezug auf Stille erreicht hat. Es zeigt, dass man nicht wieder in die Falle des Ego, des subtilen Ego, gegangen ist.
Veränderung der Sprache
Macht man Fortschritte, kann man bestimmte innere Veränderungen beobachten. Die Sprache ändert sich, die Art, wie du Worte gebrauchst, ändert sich. Du verwendest dieselben Worte, doch die Welt versteht dich nicht mehr, da sich die Bedeutung deiner Worte verändert hat. Die Wortwahl wie auch die Bedeutung von Worten verändert sich. Spricht man also darüber, unzufrieden zu sein - in einem göttlichen Sinn - so wird die Welt es anders verstehen: als dieselbe Unzufriedenheit wie die eines kleinen Grundbesitzers, der gerne König sein möchte.
Dein sprachlicher Ausdruck und die Bedeutung deiner Worte reflektiert deinen spirituellen Status. Deine Sprache, dein Stil, deine Ausdrucksweise verfeinert sich auf gewisse Weise. Du findest Möglichkeiten, das Unangenehme auf freundliche Art auszudrücken, das Unliebsame in annehmbarer Weise. Jene, die mit mir arbeiten können bestätigen, dass in einem Brief, in dem ich etwas verweigern muss, um das ich gebeten wurde, das Wort 'nein' nicht vorkommt.
Veränderung von Vorlieben
Nur mit geschlossenen Augen zu sitzen reicht nicht aus. Wenn man spirituell wächst, Fortschritt macht, entstehen noch weitere Veränderungen. Veränderungen in der Wahl der Nahrung - man wünscht sich leichtere, mehr sattvische Nahrung.
Mit seinem spirituellen Fortschritt ändert sich die Art dessen, das man in sich aufnimmt - in Bezug auf Ernährung, bezüglich Farben und Musik. Ich weiß nicht, wie viele von euch ein spirituelles Tagebuch führen - auf Papier oder mental. Man sollte tägliche Gedanken, monatliche Fortschritte und Rückschläge, jährliche Auf- und Abstiege, aufzeichnen. Man führt eine Art mentale Statistik, die man hin und wieder durchsieht, so wie ein Geschäftsmann seine Konten überwacht. Wer Spiritualität zu seinem 'inneren Geschäft' gemacht hat, führt Statistiken über die Fortschritte, beobachtet diese und erinnert sich daran.
Wenn dein Geist Fortschritte macht, ändern sich deine Vorlieben. Dein Musikgeschmack ändert sich, deine Lieblingskleidung ändert sich. All diese Veränderungen entstehen nicht von außen. Die Veränderungen entstehen in deinem Subtilkörper. Bestimmte Eigenschaften treten in den Hintergrund, andere werden an die Oberfläche treten, und das wird deine Neigungen betreffend der Aufnahme sinnlicher Eindrücke verändern.
Veränderung sozialer Beziehungen
Wenn diese inneren Veränderungen entstehen, verändert sich auch Dein Umgang, du umgibst dich mit anderen Menschen. Du suchst nach einer mehr spirituell orientierten Gesellschaft, ohne jedoch das abzulehnen, was du hinter dir gelassen hast. Ein dreijähriges Kind spielt nicht mit den Spielsachen eines Einjährigen, weder liebt noch hasst es sie. Ein fünfjähriges Kind spielt nicht mit den Spielsachen eines Dreijährigen und ein zehnjähriges Kind nicht mit den Spielsachen eines Fünfjährigen.
Behalte in Erinnerung, dass Ablehnung (dvesha) die stärkste Anhaftung (raga) ist. Und solltest du Abneigung empfinden gegen jemandes schlechte Gewohnheiten oder negative Ausdrucksweise, und du verachtest und kritisierst diese Person deswegen, hältst deren Gegenwart nicht aus, dann machst du Rückschritte, keine Fortschritte. Wenn du verurteilst, wenn du kritisierst, machst du keine Fortschritte.
Was du zurückgelassen hast, lass es wirklich hinter dir. Das bedeutet: weder anhaften, noch ablehnen, weder verherrlichen, noch tadeln. Erinnere dich, erst vor kurzem warst du selbst an diesem Platz.
Es gibt also zwei Phasen: deine Vorliebe für eine bestimmte Art von Gesellschaft verändert sich, und dann entwickelst du eine neutrale Haltung gegenüber dem, was du hinter dir gelassen hast. Du begegnest dem Vergangenen auf neutrale Weise. Es bildet nicht mehr länger eines deiner samskaras. Dann kannst du in diesen dunklen Bereich zurückkehren und Licht hineinbringen.
Abgeschiedenheit
Wenn du zölibatär lebst, wirst du in das Viertel der Prostituierten gehen können. Wenn du ein Heiliger bist, wirst du nach Räubern Ausschau halten. Dies sind die Gesetze der Spiritualität. Außerdem beginnt man Abgeschiedenheit zu suchen - nicht Ungestörtheit, sondern Abgeschiedenheit. Das ist nicht dasselbe. Ich sage dies vor allem zu Menschen aus dem Westen, für die Privatsphäre das elfte Gebot ist, 'Nicht Privatsphäre, sondern Abgeschiedenheit'. Abgeschiedenheit ist etwas innerlich Erfülltes. Sie ist nicht leer, sie macht nicht einsam, nicht frustriert und führt auch nicht zu Ichbezogenheit. Zweck der Abgeschiedenheit ist ausschließlich, dich mit etwas Innerem zu erfüllen, bis es beginnt, überzufließen. Denn dann kann man in die Welt gehen und die Menschen mit dieser Fülle überfluten.
Erst findet man körperliche Abgeschiedenheit, und wenn man diese Kunst beherrscht, in der allein Fülle bleibt, kann man diese Abgeschiedenheit nach außen tragen. Manche sagen, 'Warum soll ich in die Gruppenmeditation kommen? Ich fühle mich nicht wohl damit, in einer Gruppe zu meditieren. Ich möchte für mich alleine sitzen.' Meine Antwort lautet, wenn du nicht in einer Gruppe meditieren kannst, dann kannst du es auch nicht in der Abgeschiedenheit. In der Gruppe entwickelt man Abgeschiedenheit - man lernt, für sich zu sein.
Höchste Freiheit
Der in den Yoga-sutras verwendete Ausdruck dafür ist kevala (solo, bei sich). Das allerletzte sutra spricht von diesem kaivalya. Die wörtliche Übersetzung dafür lautet 'solo sein', bei sich sein. Es ist ein Synonym für Befreiung, für die ultimative Freiheit, das höchste Bei-Sich-Sein. Kaivalya ist das Ziel der Yoga-sutras - höchste Abgeschiedenheit.
Gemeint ist nicht die Abgeschiedenheit einer Person von den übrigen Menschen, sondern diese Abgeschiedenheit ist purusha, die reine Bewusstseinskraft - sie ist jetzt bei sich, solo, und nicht wie zuvor mit den materiellen Anteilen der Persönlichkeit vermischt. Es ist diese Erfahrung von purusha, von atman - nur das, ausschließlich und einzig das.
Der Körper, die Muskeln und Knochen, annamaya-kosha, die physische Gestalt - die Identifikation damit lässt man jetzt weit hinter sich. Die letzte Identifikation atmans mit dem Geist ist durchtrennt, und dann ist atman 'bei sich' - das ist Abgeschiedenheit, kaivalya.
Wenn man also diesem inneren Rückzug näher kommt, wird man sich mehr und mehr in der Menschenmenge wiederfinden. Wenn ich Meditationslehrer sehe, die vor den Menschen davonlaufen, habe ich ernsthafte Zweifel an deren Fortschritt.
Lass deine körperlichen Bedingungen nicht deine geistigen Bedingungen bestimmen.
(Swami Veda)
Macht man Fortschritte in Richtung innerem Rückzug, hat der Zustand des Körpers keine Auswirkung mehr auf den Zustand des Geistes. Kranke Menschen, die vor einer größeren Operation stehen und mich bitten, 'Swamiji, bete für mich, segne mich' - ihnen schreibe ich, 'Lass deine körperlichen Bedingungen nicht deine geistigen Bedingungen bestimmen.' Das ist ein sehr alter Satz, ich habe ihn oft bezogen auf Krankheit wiederholt: 'Lass deine körperlichen Bedingungen nicht deine geistigen Bedingungen bestimmen.'
Deine Haltung gegenüber Alter, Krankheit und Tod verändert sich. Du hast erfahren, dass atman, das spirituelle Selbst, nicht der Körper ist, der Geburt, Wachstum, Alter und Verfall unterworfen ist. Und du hast erfahren, dass du, atman, diesen stetig verfallenden Körper mit frischer Lebenskraft versorgst. Du lernst, wie man den Körper konstant mit dieser Lebenskraft versorgen kann und verlierst die Angst vor dem Alter. Und der Tod, so sage ich immer, ist der größte Mythos auf Erden. Du wirst das erkennen.
Dekonditionierung
Dein Zugang dazu wird sich ändern. Du dekonditionierst deinen Geist. Eine der Definitionen von Meditation von Gurudev Swami Rama ist 'Dekonditionierung des Geistes'. Über wer weiß wie viele Inkarnationen haben wir unseren Geist darauf konditioniert, dies zu denken, das zu denken, dies zu fühlen, jenes zu fühlen. Im Beobachten meiner selbst bemerkte ich häufig, wenn ein bestimmtes Gefühl auftaucht, so steht hinter diesem Gefühl ein bestimmter Gedanke, und zwar, 'Wie sollte ich in dieser Situation fühlen?', und dann habe ich mich entschieden, so zu empfinden, 'Das ist, was die andere Person verlangt, das ist, was die Gesellschaft erwartet'.
Auf diese Art sind Gefühle konditioniert. Doch dann lernte ich, zu beobachten und nun empfinde ich die Dinge großteils nicht mehr so, wie mein Geist ursprünglich konditioniert wurde - auch wenn ich noch kein Buddha bin. Der Geist wurde konditioniert, auf bestimmte Weise zu fühlen, der Geist in anderen Kulturen wurde konditioniert, um auf bestimmte Weise zu fühlen. Das macht den Unterschied zwischen den Kulturen aus.
Die Art, wie Emotionen erlernt und konditioniert sind, macht den Großteil einer Kultur aus. In unterschiedlichen Kulturen werden Emotionen unterschiedlich erlernt. Die Art und Weise, wie du fühlst und auf etwas reagierst, ist daher nicht universell, sondern das Ergebnis spezifischer Konditionierung.
Beispiele für Dekonditionierung sind:
keine fixen Gewohnheiten zu haben und trotzdem klare Entscheidungen auf einer spirituellen Grundlage zu treffen. Zugleich lernt man, unterschiedliche Sichtweisen zugleich präsent zu halten, ohne dabei einen Konflikt zu spüren. Ich kann das Band dieser Uhr an beiden Enden gleichzeitig halten - ist das denn ein Konflikt? Genau so ist das mit allen Ansichten, Interpretationen von Ereignissen, mit Kämpfen und Streitereien - individuell, sozial, interreligiös, international, in allen philosophischen Debatten. Die Wahrheit lautet: weder dies allein, noch jenes allein. Die beiden gegensätzlichen Enden treffen in der Mitte zusammen. Das linke Nasenloch, das rechte Nasenloch und der zentrale Strom (sushumna) bilden zusammen die Wahrheit und stellen einen vollständigen Atemzug dar.
Wenn du im inneren Zentrum lebst, wählst du weder die eine noch die andere Seite, sondern du hältst die gesamte Realität in deinen Händen - und spielst damit.
Konfliktlösung
Vor langer Zeit, es muss 15 Jahre her sein, hielt ich in Kalifornien eine Reihe von Vorträgen zum Thema 'Konfliktlösung'. Nicht so, wie heute in Seminaren das Thema Konfliktlösung vermittelt wird. Ich spreche von etwas anderem. Man löst das Konfliktpotential im eigenen Inneren, dann kann kein Konflikt entstehen.
Zwei Personen diskutieren über Gott: die eine sagt, 'Gott nimmt keine Form an. Es gibt nur einen Gott, und alle, die etwas anderes glauben, erwartet ein großes Höllenfeuer!' Die andere Seite huldigt dagegen all den verschiedenen Manifestationen von Göttlichkeit. Beide argumentieren, streiten und randalieren - und sie entfachen so das Höllenfeuer hier auf Erden. Für das Höllenfeuer muss man also nicht weit gehen.
Die Person jedoch, welche die beiden unterschiedlichen Enden des Spektrums kennt, sagt, 'Dies ist wahr, und das ist ebenso wahr.' Sie erkennt die beiden Standpunkten gemeinsame Wahrheit. So ändert sich auch deine Haltung gegenüber Religionen. Daher hat ein Yogi im Gespräch mit Menschen verschiedener Religionen kein Problem.
Deine Haltung gegenüber Nationalitäten, Religionen, gegenüber den Streitereien mit deiner Frau oder deinem Mann, der Schwiegertochter, Schwiegermutter, und gegenüber dem schrecklichen und streitsüchtigen Nachbarn, verändert sich. Weißt du, was passiert? Du beginnst, die Gegenseite einzunehmen.
Es gibt eine Geschichte über den ersten Premierminister des nachkolonialen Indien, Jawaharlal Nehru. Eine Serie von Artikeln erschien in den Tageszeitungen, die seine Politik stark kritisierten. Die Opposition war über diese Artikel sehr glücklich. Ein Oppositionsführer kam mit diesem Bündel von Artikeln: 'Herr Premierminister, haben sie diese Artikel gelesen? Sie demontieren Ihre Politik! Ich empfehle Ihnen dringend, Sie zu lesen, falls Sie es noch nicht getan haben.' Premierminister Nehru stand auf und sagte, 'Verehrter Abgeordneter, diese Artikel habe ich selbst unter einem Pseudonym geschrieben.' Das ist das Zeichen für einen offenen Geist. Doch dafür braucht es viele Inkarnationen.
Den Standpunkt der Gegenseite einnehmen
Diese Fähigkeit, in der Lage zu sein, beide Seiten zu sehen, beide als Wahrheit zu erkennen, entsteht nach vielen Inkarnationen der Dekonditionierung des Geistes. Wenn das entsteht, wirst du im Namen deines Feindes argumentieren, du nimmst den Blickwinkel deines Gegenübers ein, du findest Entschuldigungen für jemanden, der dich beleidigt hat.
Es beginnt damit, wenn jemand ärgerlich, unverschämt oder beleidigend wird, und deine Frau oder dein Gatte sagt, 'Warum hast du diese Person nicht hinausgeworfen?' - und du beginnst, positive Argumente bezogen auf diese Person zu finden. So machst du spirituelle Fortschritte. Wenn du zu dieser Person sprichst, dann von ihrem Platz aus. Dies ist viel schwieriger als mit geschlossenen Augen zu sitzen und acht Stunden japa und dhyana zu praktizieren.
Im Zentrum bleiben
Auf diese Weise werden die Worte der Bhagavad-gita in deinem Leben Wirklichkeit: im Wohlstand oder in der Not, im Schmerz oder im Vergnügen, in Ehre oder Schande - du bleibst immer dieselbe Person, du bleibst ausgerichtet. Du behältst dein Zentrum.
Dies bedeutet, dass die alten Gewohnheiten verschwinden. Und dein Sieg über deine eigenen Emotionen macht dich zum Bezwinger der Emotionen anderer. Denn nur durch deine Anwesenheit generierst du in anderen jenes Gefühl, jene Empfindung oder Emotion, welche du in ihnen hervorrufen möchtest. So kannst du ihren Ärger durch ein Lächeln ersetzen, ihren Zwiespalt durch Einigkeit. Du kannst ihre Abneigung ersetzen durch Anziehung - allein durch deine Ausstrahlung, deine Körpersprache, deinen Gesichtsausdruck, deine Stimme.
Swami Rama hat in einem seiner Vorträge gesagt, 'Instinkt ist nur eine Gewohnheit'. Heutige Biologen, Zoologen und Psychologen werden dem nicht zustimmen. Doch ich kann euch zusichern: Instinkt ist eine Gewohnheit, die über viele Leben angesammelt wurde.
Wenn du damit beginnst, die Macht der Instinkte zu überwinden, dominiert zuerst dein Säugetier-Gehirn das Reptilien-Gehirn. Das Säugetier-Gehirn wird dann vom menschlich-rationalen Gehirn dominiert - und jenes schließlich vom intuitiven Geist. Dann hat der Instinkt keine Macht mehr über dich. Du erhebst dich nicht nur über die Bedingungen dieses Lebens, sondern auch über die Instinkte, die von den samskaras früherer Leben geformt wurden. Dann ist dein Weg frei, um die ultimative Abgeschiedenheit, das höchste Alleinsein, kaivalya, zu erleben.
Führe ein mentales Tagebuch über deine Fortschritte - und ebenso über deine Rückschritte.