Die Schlüssel zum erfolgreichen Leben
Swami Rama
(Quelle: swamij.com)
Jeder Mensch möchte ein glückliches Leben führen, doch wo findet man die Schlüssel zum Glück? Muss man diese Schlüssel außen suchen, oder befinden sich diese Potentiale in uns selbst?
Inneres und äußeres Leben
Beginnt man, sein Leben zu erforschen, so kann man entdecken, dass es in zwei Bereiche aufgeteilt ist: das innere Leben und das Leben in der äußeren Welt. Und man wird feststellen, dass beide Bereiche gleich bedeutend sind. Selbst wenn man sich aus der Welt zurückzieht, weit außerhalb jeglicher Zivilisation in Abgeschiedenheit lebt und nur noch meditiert, kann man das äußere Leben nicht ignorieren. Man muss sich nach wie vor um Nahrung und Körperpflege kümmern. Das Leben in der äußeren Welt ist genauso wichtig wie das Leben in der inneren Welt. Wer sich gänzlich von der Welt zurückgezogen hat, muss doch weiterhin die Bedeutung von 'Beziehung' richtig verstehen, denn das Leben selbst ist Beziehung. Der Körper ist mit dem Atem verbunden, der Atem ist mit dem Geist verbunden. Körper, Atem, Sinne und Geist bilden eine Einheit. Leben bedeutet Beziehung. Die Kunst des Lebens und Seins erfordert daher ein gründliches Verständnis seiner Beziehungen zur äußeren Welt und der Beziehungen in sich selbst.
Alle Menschen besitzen innere Potentiale, doch die meisten Menschen sind sich ihrer Potentiale nicht bewusst; sie wissen nicht, wie man sie nutzen kann, um ein glückliches Leben zu führen. Wer das Glück nicht in sich selbst findet, wird es auch im Außen nicht finden können. Wer innerlich nicht glücklich ist, kann niemals andere glücklich machen. Wer sich selbst nicht liebt, kann niemals andere lieben.
Glück und Zufriedenheit
Wie will man ein erfolgreiches Leben führen, wenn man nicht glücklich ist? Erfolg gründet in Zufriedenheit. Die Schlüssel zum Glück sind in uns, doch die heutige Erziehung lehrt uns nicht, wie wir sie finden können. Um glücklicher zu sein, können einige im täglichen Leben praktizierte Ansätze sehr hilfreich sein. Diese Anleitungen beruhen auf Erfahrung. Man sollte auf folgende fünf Punkte achten:
- auf den richtigen Zeitpunkt, um Entscheidungen zu treffen
- das Erforschen seiner eigenen Gewohnheiten
- sein Verhalten in der äußeren Welt
- seine innere Einstellung
- wo man Glück finden kann.
Diese fünf Punkte sollte man entwickeln und anwenden, um ein erfolgreiches Leben zu führen.
1. Zum richtigen Zeitpunkt Entscheidungen treffen
Als erstes sollte man die Philosophie und Wissenschaft verstehen, wie man Entscheidungen zur rechten Zeit trifft. Die erfolgreichsten Menschen sind jene, die zum richtigen Zeitpunkt Entscheidungen treffen können. Es gibt viele außerordentlich brillante Menschen mit exzellenter Auffassungsgabe, doch wenn es darum geht, eine Entscheidung zu treffen und eine Gelegenheit zu nutzen, ziehen sie sich zurück und sind unfähig zu handeln. Sie wissen nicht, wie man entscheidet. Ihnen ist klar, dass sie lernen sollten, zum rechten Zeitpunkt zu entscheiden, trotzdem tun sie es nicht. Sie sagen gerne: 'Es war mir klar. Ich habe es richtig aufgefasst, doch ich habe nicht rechtzeitig gehandelt.' Sie verstehen die Situation, verlieren aber plötzlich ihre Zuversicht.
Wir leben in einer Welt voller Wettstreit; andere wollen dasselbe erreichen wie man selbst. Daher sollte man zur rechten Zeit Entscheidungen treffen können, sonst wird jemand anderer das erreichen, was man selbst erreichen wollte. In der äußeren Welt ist Zeit ein wichtiger Faktor. Ein junger Bambus lässt sich leicht biegen, ein älterer Bambus bricht jedoch leicht. Man sollte nichts auf morgen verschieben, was man heute erledigen kann. Doch man sollte jedoch auch keinesfalls überhastete Entscheidungen treffen.
Trifft man eine falsche Entscheidung, wird man vielleicht einen Rückschlag erleiden, doch aus seinen Fehlern kann man lernen. Viele Menschen vermeiden ihr ganzes Leben lang, Entscheidungen zu treffen; daher wird ihre geistige Entscheidungs- und Unterscheidungsfähigkeit rostig und stirbt ab. Sie werden gänzlich von anderen abhängig. Studiert man eingehend die vier Funktionen des Geistes,
- buddhi, das Entscheidungsvermögen
- Ego (ahamkara), das Prinzip der Identifikation
- citta, das Lagerhaus aller Eindrücke und Erfahrungen
- manas, der Importeur und Exporteur der Sinneseindrücke und Erfahrungen,
wird man sich der Willenskraft bewusst. Willenskraft ist jener Aspekt in uns, der auftaucht und sagt: 'Tu das. Es wird für dich hilfreich oder nützlich sein.' Trainiert man diese inneren Funktionen, so helfen sie uns, das Entscheidungsvermögen des Geistes (buddhi) zu verstehen, ohne das wir nicht glücklich werden können.
Man sollte seine Möglichkeiten und Potentiale verstehen und sich dann in der äußeren Welt voller Zuversicht zum Ausdruck bringen und ohne Einschränkungen handeln. Die drei Schritte der Handlungsausführung sind:
- in sich eine klare Ansicht bilden
- seine Ansicht anderen gegenüber zum Ausdruck bringen
- seine Ansicht im Handeln realisieren.
2. Seine Gewohnheitsmuster verstehen
Das Wichtigste, das man im Leben lernen sollte, ist Selbsterforschung. Weder zu Hause noch in der Schule wird es vermittelt. Um sich selbst wirklich zu verstehen, erforscht man seine Persönlichkeit, indem man seine Gewohnheitsmuster erfassen und verstehen lernt. Das ist nicht schwierig. Man sollte sich einfach nur jeder
seiner Handlungen bewusst gewahr sein und erkennen, dass seine Handlungen das Resultat seiner Gedanken sind. Es gibt kein Handeln ohne Gedanken. Gewohnheitsmuster und Gedanken werden erkennbar in seinem Verhalten.
Die Verhaltensforschung, ein Zweig der Psychologie, beruht genau darauf. Doch sollte man sich darüber klar sein, dass eine Person niemals nur anhand ihres Verhaltens vollständig verstanden werden kann. So kann beispielsweise Lachen nicht rein verhaltenspsychologisch erklärt werden. So kann es sein, dass man anfangs einfach nur mit jemandem mitlacht, ohne zu verstehen warum; dann lacht man über sich selbst, weil man
ohne Grund gelacht hat; und schließlich lacht man, weil man verstanden hat, warum etwas lustig war. Jedes dieser Formen des Lachens, die äußerlich als gleichartig aufgefasst werden können, entstand aus einer anderen Grundlage und Motivation. Die Verhaltenspsychologie allein kann also innere Zustände nicht vollständig erklären. Nur ein kleiner Teil der psychologischen Strukturen von uns selbst und anderen kann durch Beobachtung seines Verhaltens verstanden werden. Doch für das Verständnis der eigenen Persönlichkeit ist es hilfreich, sich der eigenen Gewohnheitsmuster bewusst zu sein.
Was versteht man unter Persönlichkeit?
Der Begriff 'Persönlichkeit' wurzelt im lateinischen 'persona' und bedeutet 'Maske', 'Charakter' oder 'Person'. Persönlichkeit ist also eine Art Maske, die man trägt. Sind wir allein, benötigen wir diese Maske nicht, doch in Gegenwart anderer präsentieren wir uns mit dieser Maske. Persönlichkeit ist der Charakter, der aus gewissen Gewohnheiten zusammensetzt. Jeder von uns hat zahlreiche Gewohnheiten. Um seine eigene Persönlichkeit zu verstehen, sollte man diese Gewohnheiten kennen.
Gewohnheitsmuster entstehen aus bewusst wiederholten Gedanken bzw. Handlungen. Dadurch entstehen im unbewussten Geist zunehmend tiefere Eindrücke und es formen sich unbewusste Gewohnheiten. Unbewusste Gewohnheiten sind stärker wirksam als bewusste. Alle Gewohnheitsmuster sind selbsterzeugt. Will man verstehen, welche Gewohnheiten das eigene Leben steuern, wird man in sich viele tiefsitzende Gewohnheiten entdecken, die es zu erforschen gilt. Wird man sich der belastenden Gedanken und Emotionen bewusst, die tiefe Tendenzen im Geist gebildet haben, kann man beginnen, sie zu verändern. Man kann sie verändern, indem man neue, heilsame Tendenzen kultiviert. Dann kann schließlich der Geist seine alten Bahnen verlassen und entlang neuer Bahnen fließen. Gewohnheiten verändert man auf diese Weise.
Seine Vorhaben ausführen
Außerdem sollte man lernen, seine Absichten und Vorsätze auszuführen. So haben viele Menschen oftmals sehr gute Absichten. Sie wollen für jemanden etwas Nettes tun, denken immer wieder daran, setzen jedoch diese Gedanken nie in die Tat um. Man fühlt sich belastet, weil man so viele gute Gedanken nie ausführt. Lernt man, die hilfreichen Gedanken auszuwählen und sie tatsächlich auszuführen, führt das zu Erfüllung und einem glücklichen Leben. Führt man seine guten Gedanken nicht aus, führt das dazu, sich elend zu fühlen. Ein französischer Schriftsteller drückt dies sehr schön aus: 'Jeder gute Gedanke, der nicht ausgeführt wird, stellt einen Verrat oder Fehlschlag dar.' Gute Gedanken sind jene, die für andere wie für uns selbst hilfreich und nützlich sind. Schlechte Gedanken sind jene, die den eigenen Fortschritt behindern und für andere Hindernisse erzeugen.
Häufig weiß man genau, was für einen selbst gut wäre, doch tiefsitzende Gewohnheiten halten davon ab. Diese aus Gewohnheiten entstandenen Zwänge und Abhängigkeiten machen hilflos. Man bleibt in einer Gewohnheit stecken, von der man weiß, dass sie weder heilsam noch nützlich ist und dass sie nicht das Handeln bestimmen sollte. Doch diese Gewohnheit ist derart tief verwurzelt, dass man sich machtlos fühlt, sein Verhalten zu ändern. Unsere Gesellschaft unterstützt nicht darin, negative Gewohnheiten zu verändern, und es gibt nur wenige Stellen, die Unterstützung bieten. Im Gefängnis einsitzende Menschen wissen, dass sie ein Verbrechen begangen haben; die Macht der Gewohnheit ließ sie falsch handeln. Sie wissen, was gut und was schlecht ist, ihre Unterscheidungsfähigkeit funktioniert. Doch ihre tiefsitzenden Gewohnheiten haben sie dazu motiviert, etwas Inakzeptables zu tun. Im Grunde sollte niemand als guter oder schlechter Mensch betrachtet werden. In der klassischen englischen Gesetzgebung wurde dem Verurteilten mitgeteilt: 'Wir bestrafen dich nicht wegen dir. Wir bestrafen dich für deine schlechten Gewohnheiten.'
Wie man die Grundantriebe steuert
Verhaltensmuster bilden starke Antriebe im Leben; man darf sie nicht ignorieren. Und man sollte auch keinen Abwehrmechanismus entwickeln und meinen: 'Na und, dann habe ich eben diese Gewohnheit.'
Man sollte seine Gewohnheitstendenzen erforschen und mit ihnen arbeiten, um sie zu verändern. Es gibt nur einige wenige grundlegende Gewohnheiten, sie entstehen aus vier Grundantieben: Nahrung, Sexualität, Schlaf und Selbsterhalt. Lernt man diese vier Grundantriebe verstehen, kann man seine Gewohnheitsmuster verstehen und lernen, sie allmählich zu verändern und so die Persönlichkeit zu transformieren.
Nahrung und Sexualität
Nahrung ist der erste Grundantrieb. Sagt beispielsweise ein Mann zu seiner Frau: 'Iss nicht so viel', könnte sie antworten: 'Das ist wegen dir. Du schenkst mir nicht genügend Aufmerksamkeit, deshalb esse ich so viel.'
Geht man mit sexuellem Appetit nicht angemessen um, so überessen sich manche Menschen. Das ist das universelle Gesetz der Kompensation. Achtet man auf eine nahrhafte Ernährungsweise, entstehen aus diesem Grundbedürfnis der Nahrung keine Probleme. Nahrung wird über den Körper aufgenommen und wirkt sich dann auf den Geist aus. Sexualität entsteht jedoch im Geist und wird dann über den Körper ausgedrückt. Sofern der Geist ausgeglichen ist und emotionale Reife gegeben ist, kann man mit dem Bedürfnis nach Sexualität auf geschickte Weise umgehen. Denn es ist der Geist und nicht der Körper, der mit Sexualität befasst ist. Doch der arme Körper ist unfähig, mit dem Ansturm und der Überflutung, die im Geist entsteht, umzugehen; daher sind die wenigsten Menschen sexuell ausgeglichen. Um ein ausgeglichenes Sexualleben zu führen, ist ein ruhiger, gelassener Geist sehr hilfreich.
Schlaf
Ein weiterer Grundantrieb ist Schlaf. Wir glauben, sehr viel zu wissen und sehr fortgeschritten zu sein, doch über die Kunst des Schlafs wissen wir nichts. Darüber Bescheid zu wissen, ist von großer Bedeutung. Würde man jetzt in diesem Moment einschlafen wollen, wäre es nicht möglich, weil man sich zuerst das richtige Umfeld und die richtige Atmosphäre zum Schlafen schaffen muss.
Yogis hingegen können sich willentlich in den Schlaf begeben, dabei bewusst bleiben und genau in jenem Moment aufwachen, den sie vorher festgelegt haben. Menschen schlafen aus Gewohnheit, doch es ist möglich, den Willen so zu trainieren, dass man zu jeder beliebigen Zeit in den Schlaf gehen und auch daraus wieder aufwachen kann, und während des Schlafs sollte man bewusst bleiben können. Es gibt Methoden, sich in tiefen Schlaf zu begeben und dabei weiter zu registrieren, was im äußeren Umfeld geschieht - und dann aufzuwachen und sich daran zu erinnern. Yogis kennen diese Methoden und haben sie wissenschaftlich demonstriert.
Der Mensch bräuchte nicht so viel zu schlafen, wie er gewohnt ist. Man kann sich für zwei Stunden in einen Zustand tiefen Schlafes begeben und dann vollkommen erholt aufwachen. Auch das wurde wissenschaftlich erforscht und bestätigt. Kennt man die Kunst des Schlafes, kann man den Körper und den bewussten Geist vollständig zur Ruhe kommen lassen.
Selbsterhaltung
Der vierte Antrieb ist die Selbsterhaltung. Aus ihm entsteht Angst, und wenn Ängste sich verstärken, entstehen daraus Phobien. Jeder Mensch versucht ständig, sich zu schützen und ist fortwährend voller Angst.
Man sollte lernen, sich seinen inneren Ängsten zu stellen und zu verstehen, warum man Angst hat. Doch da die meisten Menschen unangenehme Dinge gerne vermeiden, bleiben ihre Ängste unerforscht - der Grund für die vielfältigen Ängste in ihnen.
Doch die meisten Ängste sind nur Einbildung, sie haben keine wahre Gültigkeit. Wie zum Beispiel: 'Mein Mann ist noch nicht nach Hause gekommen. Vielleicht hatte er einen Unfall. Vielleicht ist etwas Schreckliches passiert!' Warum stellt man sich immer nur das Negative vor, warum denkt man nicht an positive Möglichkeiten? 'Mein Mann ist noch nicht nach Hause gekommen. Vielleicht hat er heute im Lotto gewonnen!'
Die meisten Menschen erzeugen für sich gewohnheitsmäßig nicht existente, eingebildete Ängste. Treffen diese Befürchtungen dann nicht ein, vergisst man sie. Diese eingebildeten Ängste werden also nicht bewusst reflektiert. Doch selbst wenn man weiß, dass eine Befürchtung nur eingebildet und selbst erzeugt ist, fühlt man sich trotzdem elend.
Selbst wenn man verliebt ist, verhält man sich gegenüber der geliebten Person furchtsam. 'Vielleicht ist sie wütend. Vielleicht habe ich etwas falsch gemacht und sie ist unglücklich.' Und man fürchtet natürlich auch ständig vor seinen Gegnern.
Man hat diese machtvolle Gewohnheit gebildet, sich vor allem zu fürchten. Lernt man jedoch, seine Ängste zu untersuchen, wird man feststellen, dass sie nur Einbildungen sind. Einbildung bedeutet, dass man in sich ein bestimmtes Bild, eine Vorstellung hat. Aus äußerem Eindrücken (Bildern) erzeugen wir innere Abbilder. Wir bewahren in uns millionenfach solche inneren Bilder. Um von all seinen Ängsten frei zu werden, sollte man sich den angsterzeugenden Bilder stellen und lernen, sie zu erforschen und zu untersuchen. Ängste können sehr gefährlich sein, doch sie alle sind selbsterzeugt. Wir sollten lernen, ein Leben frei von den Ängsten zu führen, die aus dem Antrieb nach Selbsterhaltung entstehen.
3. Leben in der äußeren Welt
Es ist nicht einfach, ein erfolgreiches Leben in der äußeren Welt zu führen, mit der Welt zurechtzukommen, mit den Launen und Marotten anderer umzugehen und jeden zufriedenzustellen. Daher ist es hilfreich, einige Prinzipien zu kennen, die man in den verschiedenen Situationen und Bedingungen, in denen man sich wiederfindet, anwenden kann. Denn nur dann ist es möglich, erfolgreich zu sein. Jeden Tag macht man unzählige Erfahrungen - angenehme und unangenehme. Es gibt jedoch eine Art von Erfahrung, nach der wir uns sehnen: jene Art Erfahrung, die uns Anleitung gibt und die uns dazu motiviert, etwas Nützliches für andere bzw. für sich selbst zu tun. Jedoch sind solche Erfahrungen sehr selten.
Genuss oder Entsagung?
Wir verschwenden unsere Zeit und Energie. Selbst wenn wir glauben, etwas Vergnügliches zu tun, genießen wir es nicht, da wir gar nicht wissen, wie man Dinge der äußeren Welt wirklich genießen kann. Es ist jedoch erlernbar; alles in der Welt kann genossen werden. Jene, die der Welt entsagen, sagen: 'Diese Welt hat nichts, es ist keine gute Welt. Alle Dinge sind flüchtig und verändern sich, sie sind nur von kurzer Dauer und nichts macht dich glücklich. Warum lebst du in dieser Welt? Warum kehrst du dich nicht von ihr ab?' Doch sie liegen falsch. Wir können in dieser Welt leben und lernen, die Dinge in der Welt als Möglichkeiten zu gebrauchen. Der Hl. Bernhard sagte: 'Lerne, die Dinge der Welt zu nutzen, doch liebe allein das Göttliche.' Man sollte nicht an den Dingen der Welt hängen, sondern ihr Wesen verstehen. Man sollte sie als Mittel nutzen, doch wir tendieren dazu, Anhaftung an sie zu entwickeln. Darin liegt das Problem.
Die Dinge, die uns die Welt uns bietet, sollten allein dazu dienen, das Zentrum der Liebe, das Göttliche, zu erlangen. Liebe ist der Meister des Lebens. Es geht darum, seine Verpflichtungen und Aufgaben liebevoll
zu erfüllen, ohne jegliche Anhaftung.
Liebe und Anhaftung
Westlich geprägte Menschen halten es für unmöglich, jemanden frei von Anhaftung zu lieben. Liebe ist etwas anderes als Anhaftung. Liebe gibt, man erfüllt seine Aufgaben auf liebevolle Weise. Das ist etwas völlig anderes als Anhaftung. Anhaftung macht blind und egoistisch. Anhaftung erzeugt ständig neue Erwartungen, doch wir finden darin keine Erfüllung, daher fühlen wir uns elend. Es gibt nicht eine Sache, von der wir sagen könnten, dass sie wirklich uns gehört. Man kann sehr wohl Dinge haben und sich auf richtige Weise um sie kümmern, doch man sollte niemals versuchen sie zu besitzen. Anhaftung macht Menschen ängstlich. 'Das gehört mir. Was geschieht mit mir, wenn es stirbt? Was passiert mit mir, wenn es zerstört wird?" Man steht ständig unter dem Druck der Angst etwas zu verlieren oder nicht zu bekommen. Das ganze Problem mit der Angst entsteht aus Anhaftung.
Wünsche und Notwendigkeiten
Die meisten Menschen sind sich nicht darüber im Klaren, dass sie sich auf einer Reise befinden. Sie haben die Angewohnheit nutzlose Dinge anzusammeln, und daraus entstehen Probleme für sie. Es gibt einen Unterschied zwischen dem Notwendigen und dem Gewünschten, und man sollte diese zwei unterscheiden lernen.
Etwas das benötigt wird, sollte man haben; doch man sollte nicht danach streben, unnötige Dinge zu besitzen. Betrachtet man das Leben großer Persönlichkeiten, so findet man eine Gemeinsamkeit, die sie erfolgreich sein lässt: sie nehmen nichts, das sie nicht brauchen. Als eines Tages Buddha wie gewohnt mit seiner Bettelschale von Tür zu Tür ging, schrie ihn eine Hausfrau an: 'Du Idiot! Du bist so gesund, so stark und gutaussehend. Du warst ein Prinz! Warum hast du dein Zuhause verlassen und begonnen, uns zu belästigen? Jeden Tag kommst du mit deiner Bettelschale. Es reicht, es ist uns zu viel geworden.' Sie war sehr wütend, weil die ganze Stadt voll von Bettelmönchen war und es nur wenige Haushälter gab. Für die Haushälter war es zu einem Problem geworden, all die Mönche zu versorgen. Sie wurde so zornig, dass sie Schmutz vom Boden aufhob und es ihm geben wollte. Er lächelte und sagte: 'Mutter, ich brauche es nicht', und ging seines Weges. Doch einer seiner Schüler wurde zornig und sagte zu der Frau: 'Weil du meinen Meister so behandelt hast, werde ich dich umbringen.' Buddha drehte sich zu ihm um und sagte: 'Du bist nicht mehr mein Schüler. Du hast nichts von mir gelernt. Wenn dir jemand etwas Unerwünschtes geben möchte, so nimm es nicht. Wenn jemand sagt du bist schlecht, so solltest du eine derartige negative Feststellung nicht anerkennen.'
Diese Aussage sollte man wirklich verstehen, denn dann kann man im Leben unbeeinträchtigt bleiben.
Abhängigkeiten
Doch anstatt unbeeinträchtigt zu bleiben, folgen die Menschen ihren kulturellen Wertvorstellungen, die sie von Vorstellungen und Meinungen anderer abhängig machen. Die Macht der Suggestion ist immens. Wenn dir zehn Menschen sagen, dass du schlecht aussiehst, beginnst du dich, schlecht zu fühlen. Sagt jemand zu dir: 'Du hässlicher Mensch', ist dein ganzer Tag ruiniert. Wenn jedoch jemand sagt: 'Oh, du bist wunderschön', dann erwiderst du: 'Mein Tag ist gerettet.' Selbst wenn du äußerlich wirklich schön bist: wenn niemand dich dafür bewundert und anerkennt, glaubst du nicht an deine Schönheit. Lerne dir selbst Anerkennung und Bewunderung zu schenken. Verstehe die immerwährende Schönheit in dir selbst, und lerne mit ihr in Berührung zu kommen. Du bist bereits schön, so wie du bist! Es ist nicht nötig, von anderen zu hören, dass du schön bist. Mache dich nicht von der Meinung anderer abhängig. Versuche nicht, dich selbst über die Meinungen anderer zu verstehen.
Unsere Kultur weist eine sehr problematische Charakteristik auf: Menschen machen sich voneinander abhängig und sie sind abhängig von den Meinungen anderer. Sie haben die Gewohnheit entwickelt, fortwährend von anderen etwas zu wollen und Zuwendung zu erwarten. Darin liegt eine große Gefahr, denn man wird vollkommen abhängig von anderen. Frauen nörgeln an ihren Männern herum und Männer kritisieren ihre Frauen, denn sie erwarten sich zu viel voneinander. Wird man von seinen Beziehungen abhängig und erwartet sich zu viel von ihnen, so entsteht zwangsläufig Leiden.
Erwartungen
Junge Mädchen sind gedanklich ständig damit beschäftigt, wie sie einen guten Mann finden, heiraten und wie sie dann glücklich sind. Doch nirgendwo steht geschrieben, dass eine Ehe glücklich macht. Eine Ehe kann niemanden glücklich machen, sie bietet lediglich eine Möglichkeit, im Leben glücklich zu werden. Dies sollte man verstehen. Erwartet man jedoch zu viel und glaubt, dass die Ehe die Lösung aller Probleme sein wird, kann man nur enttäuscht werden. Wir entwickeln unrealistische Erwartungen über die Ehe und begreifen den Sinn einer Ehe nicht.
Was ist der Sinn einer Ehe? Was ist der Sinn, allein als Single zu leben? Wenn man allein lebt, sollte man wissen, wie man seine Zeit sinnvoll nützt. Hat man keine persönliche Lebensphilosophie, wird das Leben in die Irre führen. Singles sind unglücklich, Verheiratete sind ebenfalls nicht glücklich.
Eine Ehe ist wie eine Festung: jene, die drinnen sind, können nicht heraus und jene, die draußen sind, versuchen mit aller Kraft hineinzukommen. Daher ist niemand glücklich. Das soll nicht heißen, dass man nicht heiraten sollte. Die Institution der Ehe ist wichtig. Wenn sie zerfällt, zerfällt die ganze Gesellschaft. Ehe ist eine wichtige Instanz für das menschliche Zusammenleben.
4. Die rechte innere Einstellung entwickeln
Mit welcher Einstellung sollten wir in der Welt leben?
Beziehungen und alle weltlichen Dinge stellen Mittel dar. Die äußere Welt hat niemals irgendjemand Erleuchtung vermitteln können, doch zugleich gibt es keine Erleuchtung, wenn man nicht in der Welt lebt. Man sollte begreifen, dass das weltliche Leben ein Mittel für Erleuchtung sein kann.
Es gibt zwei Möglichkeiten, das Leben dafür zu nutzen:
- man lässt sich durch die Ereignisse in der Welt nicht aus der Ruhe bringen und erlangt auf diesem Weg Erleuchtung -
- oder man kann die Geschehnisse in der Welt für sich nutzen lernen und erlangt auf diesem Weg Erleuchtung.
Man sollte beide Einstellungen zur Anwendung bringen.
Dasselbe gilt auch für Beziehungen: 'Ich verhalte mich so, dass mein/e Partner/in und Kinder meinen inneren Frieden nicht stören', bzw. 'Ich begreife meine/n Partner/in und meine Kindern als Hilfen für meine Entwicklung und verhalte mich so, dass sie sich dadurch ebenfalls entwickeln können.'
Ruhe bewahren
Zuerst sollte man die Einstellung kultivieren, dass man - ungeachtet dessen was geschieht - Ruhe bewahrt. Denn ansonsten wird man bei erfüllten Wünschen leicht emotional unausgeglichen - oder im Fall enttäuschter Erwartungen depressiv und durcheinander. Das weist darauf hin, dass sein Denken und Verhalten nicht von einer rechten Einstellung getragen ist.
Große Lehrer der Menschheit, wie Moses und Jesus, mussten sich vielen schwerwiegenden Problemen stellen, sie hatten jedoch die rechte Einstellung. Sie wächst, wenn man alle Beziehungen und Gegenstände der äußeren Welt einfach nur als Mittel sieht, nicht als Zweck. Mit dieser Einstellung, die Dinge der äußeren Welt als Mittel zu erkennen und nicht als Störungen, wird man glücklich werden.
5. Der Weg zum Glück
Wäre das Glück im Außen zu finden, würden wir es haben. Wir haben viele Dinge, sind jedoch nicht glücklich. Es fällt vielen leicht, zu anderen Menschen nett und freundlich zu sein, doch nicht zu sich selbst. Sie wissen nicht, wie sie in sich selbst glücklich sein können. Gibt man vor glücklich zu sein, obwohl man es eigentlich nicht ist, führt das zu einem inneren Konflikt, einer gespaltenen Persönlichkeit. Glück ist nicht in der äußeren Welt zu finden, man erlangt es nicht durch äußere Dinge.
Anhaftung lösen
Menschen verbringen ihr ganzes Leben damit, dieses oder jenes haben zu wollen. Sie lieben Objekte und können nicht ohne sie leben. Doch der Tag, an dem man lernt, unabhängig von äußeren Objekten zu lieben, wird der Tag größter Freude sein. Lernt man, das Göttliche zu lieben, ist es eine Liebe ohne Objekt, denn das Göttliche ist kein Gegenstand, sondern jenseits von allen Dingen. Liebe unabhängig von einem Objekt ist Liebe zum Göttlichen.
Das Glück im eigenen Inneren
Das Glück liegt in einem selbst. Man sollte alle Dinge nutzen und alle Mittel anwenden, um dieses Glück zu erlangen. Dieses innere Glück ist jedoch latent. Um es zu erfahren, muss man es enthüllen. Dazu sollte man lernen, innerlich still zu werden, damit sich das Göttliche im Inneren offenbaren kann. 'Sei still und wisse, dass ich Gott bin.' Welch ein großes Versprechen! Viele Christen und Juden glauben, es gäbe in der Bibel keine Meditation; doch dieser eine Satz enthüllt die vollständige Philosophie der Meditation.
Tempel des Göttlichen
Jeder Mensch sollte lernen, ruhig und still zu sein und in den anderen das Göttliche zu erkennen. Denn dann kann man vom nichtgöttlichen Teil losgelöst bleiben und kann den göttlichen Teil lieben. Du bist ein Tempel des Göttlichen. Man sollte andere lieben, weil man das Göttliche in ihnen liebt. Es ist gut, die Menschen zu lieben, denn sie alle sind Tempel des Göttlichen. Menschen verehren nicht die Mauern eines Tempels, ihre Liebe richtet sich auf das, was darin wohnt. Daher: wen immer du liebst, liebe das Göttliche in dieser Person.